Das Ober-Ramstädter Kammmacher- Handwerk und die nachfolgenden Handwerkszweige und Industrien können überwiegend auf Georg Friedrich Heim zurückgeführt werden. 1833 eröffnete er seinen eigenen Handwerksbetrieb. 1862 wurde von seinem Sohn Georg Friedrich eine Kamm-Fabrik gegründet, die heute noch besteht. Aus ihr waren die meisten der später entstandenen selbständigen Handwerksbetriebe hervorgegangen. Während die Firma G. F. Heim Söhne als Arbeitsmaterial überwiegend das besonders wertvolle Schildpatt verwendete, wurde in den kleineren Betrieben vor allem Rinderhorn verarbeite. Um 1900 kam das neu entwickelte Celluloid, der erste Kunststoff, zur Anwendung. In den Vitrinen aus dem ehemaligen Musterzimmer der Firma G. F. Heim Söhne werden die schönsten Kämme aus Horn, Schildpatt und Celluloid aus den Ober-Ramstädter Betrieben gezeigt. Auszeichnungen bei der Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt von 1901 dokumentieren den hohen künstlerischen Stand der hiesigen Kammmacher. Die Einrichtung einer Werkstatt für die handwerkliche und maschinelle Fertigung gibt einen Einblick in die damalige Arbeitsweise. Nachdem der "Bubikopf" den Bedarf an künstlerisch gestalteten und verzierten Kämmen zunichte machte, wurde die Produktion auf Ersatzprodukte wie, Knöpfe, Gürtelschließen, Haushaltungsgegenstände u.a. umgestellt. Neu entwickelte Kunststoffe wie Galalith und „Edelkunstharze" fanden nun ihre Anwendung, ebenso später das von der Firma Röhm & Haas entwickelte „Plexiglas". Kunststoffverarbeitende Betriebe waren auch die Schreibgerätehersteller. Auch hier zeigt die Ausstellung einen kompletten Arbeitsplatz mit einer Fülle von Rohmaterialien und fertigen Produkten. Bakelit, ein weiterer Kunststoff, wurde in der Umgebung von Ober-Ramstadt für Teile elektrischer Anlagen im Automobilbau und für elektrische Hausinstallationen verarbeitet. Als Abschluss der Ausstellung ist eine Spritzgussmaschine mit einer kleinen Auswahl von Fertigungsprodukten zu sehen. Die Ausstellung ist in einem Anbau des Museums, der ehemals die Feuerwehr beherbergte untergebracht Friseurhandwerk Die Geschichte der Ober-Ramstädter Kammproduktion ist eng mit der Haarmode und dem Beruf des Friseurs verbunden. Bei den hiesigen Kammmachern war nicht primär die Herstellung der Frisierkämme von Bedeutung, sondern es wurden vor allem die als Haarschmuck verwendeten reich verzierten Steckkämme und Spangen gefertigt. Die enge Verbindung zwischen der Haarmode und einem Industriezweig führte im Museum Ober-Ramstadt zu einer Sammlung von Gerätschaften des Friseurhandwerks für den Bedarf der Frauen und auch in großem Umfange der Männer. Diese Sammlung ist im Flur des ersten Stocks des Museums zu sehen.