"Das Kind in Ehrfurcht empfangen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen." So fasst Rudolf Steiner sein Erziehungsmotto in wenigen Worten zusammen. Die Erziehung zur Freiheit ist ein hohes Ideal und es bedarf einer genauen Kenntnis der kindlichen Entwicklung, damit dieses Ziel Realität werden kann. Die von Rudolf Steiner entwickelte Waldorfpädagogik will die kreativen und schöpferischen Kräfte des Kindes wecken und entfalten lassen. Das Kind soll tätig werden und eigene Ideen und Vorstellungen entwickeln. Rudolf Steiner schuf eine Schule, in der zum erstenmal die soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen verwirklicht wurde. Die Schüler werden nicht nach einzelnen Kriterien oder Begabungen eingeteilt, sondern es wird bewusst auf eine pädagogisch fördernde Zusammenstellung geachtet. Das heißt, dass die Lehrer durch bestimmte Zusammenstellungen der Klasse eine Grundlage schaffen, auf welcher die Kinder in verschiedenster Weise lernen können. Alle Schüler und Schülerinnen durchlaufen in ihrer Schullaufbahn 12 Jahre, ohne sitzen zu bleiben. Ab der 1. Klasse bekommen die Schüler neben den mehr sachbezogenen Unterrichtsgebieten einen vielseitigen künstlerischen Unterricht. Hier sollen die schöpferischen Fähigkeiten geschult werden, welche auch die Erlebniskräfte des Kindes beeinflussen. Der handwerklich-künstlerische Unterricht wird mit Beginn der 6. Klasse eingeführt. Dies entspricht der Entwicklung des Kindes. Die Schüler setzen sich durch die praktische Arbeit mit ihrer eigenen Willenskraft auseinander und lernen dabei, sich lebenspraktisch zu orientieren. Die Unterrichtsinhalte und Unterrichtsformen werden so ausgewählt, dass sie die Prozesse kindlichen Lernens und die einzelnen Stufen menschlicher Entfaltung in Kindheit und Jugend berücksichtigen. Ziel eines jeden Unterrichts ist es, die innere menschliche Freiheit zu fördern. In den ersten acht Jahren der Klassenlehrerzeit reift in dem Kind die eigene Urteilskraft heran, die durch den "bildlichen" Unterricht gefördert wird. Durch das anschauliche Betrachten versteht und erlebt das Kind die Gesetzmäßigkeiten und das Wesenhafte der Dinge im Sinne echter Bilder. In den Klassen 9-12 sollen vor allem die intellektuellen, kreativen und sozialen Kompetenzen der Schüler gefördert werden. Manche Fächer werden sowohl in der Klassenlehrerzeit als auch in der Oberstufe in Epochen unterrichtet. Das betrifft z. B. Deutsch, Mathematik, Geschichte und die Naturwissenschaften - und somit Fächer, in denen Sachgebiete in sich geschlossen behandelt werden können. Andere Fächer, in denen die regelmäßige Übung wichtig ist, werden durchgäging durch das Schuljahr im Fachunterricht erteilt. Das betrifft die Fremdsprachen, Sport, handwerklich- künstlerischer Unterricht, Musik und Eurythmie. Das Hauptziel eines guten Unterrichtes sollte immer ein lebendiger Austausch zwischen Lehrer und Schülern sein. So arbeitet ein guter Waldorflehrer mit den Fragen der Schüler, beantwortet sie aber zunächst nicht vollständig, sondern lässt bewusst wichtige Fragen offen. Die Schüler hat die Möglichkeit, sich im Schlaf unbewusst, aber intensiv mit der Frage auseinander zu setzen. Der Lehrer kann am nächsten Tag von einer ganz anderen Perspektive an die Frage heran gehen und sie mit Hilfe der Schüler beantworten. Der Lehrer muss für diese Art von Unterricht aber bereit sein, eventuell seinen gesamten vorbereiteten Unterrichtsstoff aufzugeben und aus den Fragen der Schüler seinen Unterricht zu gestalten.